Rückblick auf den Themenblock des ANS am 19.11.2019 zur stofflichen und energetischen Nutzung biogener Abfallstoffe
Auch 2019 hat der ANS sich wieder am Bad Hersfelder Biomasseforum beteiligt und am 19. November eine Session zu aktuellen Themen der stofflichen und energetischen Nutzung biogener Abfallstoffe organisiert. Zunächst hat Dr. Gerd Rappenecker, Technischer Vorstand der Stadtwerke Göttingen AG, das neue Biowärmezentrum der Stadtwerke vorgestellt. Hier wird eine nachhaltige Strom- und Wärmeerzeugung mit Holzvergaser und Kessel realisiert. Der Kessel ist bereits in Betrieb und stellt Wärme aus Altholz für das Fernwärmenetz bereit, ein bereits geplanter Holzvergaser soll zusätzlich eingebunden werden und zukünftig mit hoher Effizienz Strom und Wärme erzeugen.
Prof. Dr. Achim Loewen, Vorstandsvorsitzender des ANS und Leiter des Fachgebiets Nachhaltige Energie- und Umwelttechnik NEUTec an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen, stellte in einem Übersichtsvortrag Herstellungsverfahren, Spezifikationen und aktuelle Anwendungen für Biokohlen aus Rest- und Abfallstoffen vor. So werden z.B. in Stockholm durch Pyrolyse aus Grünschnitt und Gartenabfällen Kohlen hergestellt, die wiederum in städtischen Grünanlagen eingesetzt werden und zu einem verbesserten Pflanzenwachstum sowie optimierten Wassermanagement führen, oder durch hydrothermale Carbonisierung Klärschlämme oder Abfallschlämme aus der Industrie aufbereitet.
Der dritte Vortrag von Dr. Helmut Kern, geschäftsführender Gesellschafter der Arcanum-Energy in Unna, beinhaltete Wertschöpfungskette und Erlösmöglichkeiten von Biomethan als Kraftstoff. So könnten sich mit Biomethan, erzeugt aus Abfallstoffen und vor allem aus Gülle, aufgrund der THG-Minderungswerte interessante Absatzwege im Kraftstoffsektor erschließen lassen. Im Schwerlasttransport oder in der Schifffahrt ist der Einsatz besonders vielversprechend, da hier die E-Mobilität nach aktuellem Stand der Technik an Grenzen stößt.
In einem weiteren Vortrag berichtete Prof. Dr. Rainer Wallmann, stellvertretender Vorsitzender des ANS und Vize-Landrat im Werra-Meißner-Kreis, über das Modellvorhaben "Holzige Biomasse im Werra-Meißner-Kreis". Das vom Hessischen Umweltministerium geförderte und bereits in der Umsetzungsphase befindliche Projekt schafft Sammel- und Aufbereitungsstrukturen für holzige Materialien aus der Grüngutsammlung und der Landschaftspflege. Die erzeugten Hackschnitzel und das Schreddergut sollen anschließend als klimafreundliche Brennstoffe und die separierte Feinfraktion als Grüngutkompost regional verwertet werden.
Alle Vorträge stießen auf großes Interesse seitens der über 200 Zuhörer und wurden rege diskutiert. Dies zeigt, dass der ANS mit seinem Themenspektrum Lösungsansätze insbesondere für Kommunen, aber auch für die Industrie aufzeigen und Best-Practice-Beispiele präsentieren kann, die von großer Aktualität sind.