71. Symposium des ANS e.V.

Abfallwirtschaft in Städten und Ballungsräumen am 26. & 27. Januar 2011, Braunschweig

Unter der Schirmherrschaft von Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen befassten sich rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der zweitägigen Veranstaltung im Haus der Wissenschaft in Braunschweig mit den aktuellen Entwicklungen der Abfallwirtschaft in Städten und Ballungsräumen. Vorträge zu aktuellen Entwicklungen technischer, kon­zep­tio­neller und organisatorischer Ansätze zur Abfallwirtschaft in sechs Themenblöcken mit einem Schwerpunkt auf Städten und Ballungsräumen schufen eine Basis für zahlreiche angeregte Diskussionen.

Natürlich bestimmten die aktuellen Überlegungen zur Novellierung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes im Rahmen der Umsetzung der EU-Abfall-Rahmenrichtlinie die Debatten die Perspektiven. Herr Dr. Rummler vom Bundesumweltministerium stellte die aktuellen Inhalte des kurz vor Abschluss der Ressortabstimmungen stehenden Gesetzentwurfs vor. Die Vorsitzenden bzw. Präsidenten Dr. Siechau (VKU-Leitausschuss) und Herr Kurth (BDE) sowie der Hauptgeschäftsführer Herr Rehbock (bvse) diskutierten unter der Leitung des Staatssekretärs a. D. Herrn Dr. Schink wesentlichste Aspekte. Hierbei spielten natürlich die jeweiligen Absichten und strategischen Positionierungen in Bezug auf die zukünftigen Aufgabenverteilungen in einem begrenzten Markt eine große Rolle. Wechselnde Übereinstimmungen zwischen den Verbänden waren festzustellen aber auch einzelne generellen Gemeinsamkeiten bei der Bewertung der geplanten rechtlichen Vorgaben. Die nächsten Etappen der weiteren Auseinandersetzungen im kommenden Frühjahr versprechen eine Zuspitzung der Debatte.

Der Ressourcenschutz und seine Potenziale wurden unter anderem im Bausektor in Verbindung mit gesellschaftlichen Prioritätensetzungen und dem demografischen Wandel betrachtet. Erhebliche Potenziale zur Steigerung der Kreislaufwirtschaft und zur Sicherung von Rohstoffen wurden hier vorgestellt. Lenkungsinstrumente für eine umfassendere Rückgewinnung von Ressourcen verbunden mit Maßnahmen der Qualitätssicherung führen hier zu besonders hohen Rückgewinnungsquoten.

Die Frage von möglichst geeigneten Sammelkonzepten bei steigender Bedeutung des Ressourcenschutzes und der Verfügbarkeit von Rohstoffen führt gerade in Städten und Ballungsräumen zur Frage, wie viel Getrenntsammlung und/oder Sortierung notwendig bzw. möglich ist. Die flächendeckende Einsammlung von Bioabfällen und Altpapier ist heute vielerorts üblich und wurde zum wiederholten Mal als Standardpaket einer am Ressourcenschutz ausgerichteten Abfallwirtschaft belegt. Neue Anforderungen – zusammengefasst unter dem Stichwort Wertstofftonne – können nach den vorgestellten Maßnahmen und Überlegungen weitere zusätzliche Beiträge leisten.

Auf mehreren Ebenen stellen sich für Städte und Ballungsräume Fragen nach den Auswirkungen bzw. der Berücksichtigung von sozioökonomischen Aspekten. Der demografische Wandel wird zu einer weiteren Erhöhung des Durchschnittsalters der Bevölkerung und damit sowohl der Kunden als – teilweise – auch der Dienstleister führen. Hier wurden Notwendigkeiten und Möglichkeiten vorgestellt, sich auf betrieblicher Seite verstärkt mit den mittel- bis langfristigen Veränderungen zu befassen und Personalplanung sowie Arbeitsbelastungen bzw. Arbeitsorganisation auf die längere Lebensarbeitszeit der Beschäftigten sowie die Veränderungen der Kundenbedürfnisse auszurichten.

Abfallwirtschaft als eine arbeitsteilige Aufgabe der Daseinsvorsorge umfasst einen Teil an Aufgaben, welche in der Regel Kooperationen benötigen. Dies betrifft unter anderem jene Verwertungsaufgaben, in denen die Mengen in einer einzelner Stadt oder einem Landkreis zu gering für eine wirtschaftliche Verwertung sind. Praxisbeispiele aus Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen stellten vor, wie sachbezogene, angemessene Partnerschaften herbeigeführt und umgesetzt werden können. Und dies trotz eines manchmal nicht ganz einfachem Nachbarschaftsverhältnis Stadt - Land. Diese Beispiele haben dazu ermutigt, auch bei neuen Aufgabenstellungen diesen Weg einzuschlagen.

Die Aufgabenstellung, eine klima- und umweltgerechte Stadt zu schaffen, beschäftigt in jüngerer Zeit verstärkt die Aufgabenstellung von Stadtplanung, Regionalplanung und Abfallwirtschaft. Als ein erheblicher Beitrag der Abfallwirtschaft wurde hier ein Ausbau der Verwertung von Grün- und Bioabfällen im Rahmen regenerativer Energieerzeugung durch Vergärung identifiziert und belegt. Damit kann die Abfallwirtschaftlich der Zukunft verstärkt den Zielen des Klimaschutzes dienen und somit zusätzliche positive Wirkungen in Städten und Ballungsräumen herbeiführen.
 
Als kostenloser Download stehen Ihnen die Vorträge der einzelnen Referenten zur Verfügung:

Mittwoch, 26. Januar 2011

Dr. Thomas Rummler
Die Novellierung des KRw/AbfG - Ein nachhaltiger Beitrag zu Klima- und Ressourcenschutz

Dr. Rüdiger Siechau
Die Novellierung des KRw/AbfG aus Sicht des VKS im VKU
 
Peter Kurth
Die Novellierung des KRw/AbfG aus Sicht des BDE
 
Dr. Alexander Schink
Die Novellierung des KRw/AbfG - Die Sicht des Landes NRW
 
Prof. Dr. Helmut Rechberger
Urban Mining: Definition, Potenzial, Aufgaben
 
Florian Knappe
Wie viel ist drin? Was kommt raus? - Verwertung von Altgebäuden
 
Prof. Dr. Annette Müller
Beispiele für eine nachhaltige Abfallwirtschaft im Bausektor
 
Julia Zacharias
Bedeutung des demografischen Wandels für die Abfallwirtschaft in Großstädten
 
Prof. Dr. Bernhard Gallenkemper
Was leisten die neuen Sammelsysteme wirklich? - Eine Sachstandsanalyse

Martin Becker-Rethmann
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz - Eine Chance für die Wertstofftonne

Michael Schneider
Bioabfallsammlung in Ballungsräumen - Flächendeckung sinnvoll?
 
 
Donnerstag, 27. Januar 2011

Monika Melzer-Helmecke
Standort Service Plus - Ein "Rundum-Sorglos-Paket" für die Wohungswirtschaft
 
Ulrike Lange
Waste picking in Deutschland - Gefahr oder Chance?

Dr. Norbert Kopytziok
Abfallvermeidung und -verwertung in schwierigen Umfeldern
 
Kornelia Hülter
Heterogene Siedlungsstrukturen - Kundenbedürfnisse und Wirtschaftlichkeit
 
Bernd Westemeyer
ECOCity - Ein Beispiel für erfolgreiche Kooperationen von Städten und Kreisen
 
Torsten Höppner
Kooperation SWN Neumünster und WZV Bad Segeberg
 
Michael Rakete
Kooperationen in der Abfallwirtschaft städtischer und ländlicher Regionen am Beispiel des Abfallzweckverbandes Südniedersachsen
 
Hans-Jürgen Serwe
Klimaschutz und energetische Nutzung von Biomasse
 
Dr. Stefan Lübben
Beitrag der SRH zur Erreichung der Klimaschutzziele der Stadt Hamburg
 
Helmut Adwiraah
Das BERBION-Projekt - Neue Wege zur energetischen und stofflichen Nutzung regionaler Bioressourcen
 
Wolfgang Pfaff-Simoneit
Der KfW-Klimarechner - Auswirkungen der praktizierten Abfallwirtschaft einer Region auf den Klimawandel